„Karl Betz wurde 1924 in der Wolgarepublik geboren. Bereits mit 17 Jahren kam er nach Sibirien. Die Bilder der Deportation und der Trudarmee haben sich für immer in sein Gedächtnis geprägt und sind auf Wunsch abrufbar. Er hat sie mehrfach auf Leinen und Holz festgehalten, wie zum Beispiel in seinen Werken „Die Mutter in Sibirien“, „Frauen im Wasser“, „28. August“, „Die schreiende Mutter“, „Das Brot“ u.a.

In Sibirien lernte er seine Frau Emilia kennen, mit der er seit über 50 Jahren zusammenlebt und fünf Kinder, drei Töchter und zwei Söhne zu Berufsmusikern erzogen hat. Mit drei kleinen Kindern zog das Ehepaar von Sibirien nach Kasachstan. Wo die zwei Söhne zur Welt kamen. 1967 siedelten sie nach Kirgisien um, und weitere zehn Jahre später durften sie in die Bundesrepublik auswandern. Nach kurzem Aufenthalt in Frechen ließ die Familie sich in Kerpen nieder. Ein altes Holzhaus wurde gekauft und umgebaut. Der handwerklich begabte Karl Betz richtete alles nach seinem Geschmack ein. Nach den vielen Lebensstationen, in denen die Familie immer wieder mit einem neuen Umfeld klarkommen musste, überrascht es nicht, dass sie sich nach 22 Jahren hier in Deutschland vollständig integriert füllt und vielen anderen Aussiedlerfamilien hilft, in der neuen Heimat Fuß zu fassen.

Karl Betz, ein begnadeter Klaviermeister und Instrumentenbauer, arbeitete bis zur Rente in seinem Beruf in Köln und Bonn. Seit seiner Pensionierung widmet er sich verstärkt seinem langjährigen Hobby, der Malerei und Holzschnitzerei. Sein ganzes Leben lang hat dieser Mann an Holz wie an ein lebendiges Wesen gedacht. Er hat gelernt, in unansehnlichen Wurzeln eine lebendige, von Natur geschaffene Form zu sehen…“

 

Auszug aus dem Beitrag von Agnes Giesbrecht. Volk auf dem Weg, 11/98

 

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